Kapitel 46

Die Zeit rast nur so dahin und schon ist es Mittwoch – drei Tage vor der eigentlichen Hochzeit. Meine Familie ist bereits vollständig anwesend, da heute die standesamtliche Trauung ist. Jacob, Marcus und Christopher haben sich in schicke schwarze Anzüge gezwängt, während Claudia und Nina in einfachen Kleidern in dunklen Farbtönen glänzen. Ich habe mich für ein dunkelblaues Satinkleid mit beigefarbenem Blazer entschieden. Meine Mutter als Floristin hat mir in einem Blumenladen einen wunderschönen Biedermeierstrauß machen lassen und so fahren wir in drei Autos zum Rathaus der Stadt. Ich bin tierisch aufgeregt und auch Christopher’s Hände sind leicht feucht, aber wir zwei strahlen uns wie verliebte Teenager an.
„Schon komisch, oder?“ fragt er mich plötzlich.
„Was meinst Du?“ Ich schaue ihn irritiert an.
„Naja, wir haben beide schon einmal geheiratet, aber ich hab im Moment das Gefühl, es ist das erste Mal.“
Er hat recht, geht es mir durch den Kopf.
„Ich denke, in eine Hochzeit bekommt man nie Routine rein. Das ist halt etwas besonderes und da ist man nun mal aufgeregt.“

Die Trauung geht verhältnismäßig schnell über die Bühne. Jacob unterschreibt als Trauzeuge für seinen großen Bruder, während Nina für mich ihre Unterschrift leistet. Als wir uns die Ringe überstreifen, zittern Christopher und ich wie verrückt und wir müssen lächeln. Für einen Moment vergessen wir unsere Familien um uns herum, bis uns der Standesbeamte mit seinen letzten beiden Sätzen zurückholt.
„Hiermit erkläre ich Sie zu Mann und Frau. Sie dürfen Ihre Braut jetzt küssen, Mr. Lawson.“
Christopher schaut mir tief in die Augen und ich stelle wieder einmal fest, dass dieses Braun ein Grund ist, warum ich mich in ihn verliebt habe.

Am Nachmittag gehen wir gemeinsam ins Culinaria Restaurant, eine feine Location in Mississauga. Bis zum frühen Abend verbringen wir dort unsere Zeit, lachen, und lernen uns gegenseitig besser kennen. Zum ersten Mal sehe ich Jacob’s und Christopher’s Mutter, die erst heute aus Chicago anreisen konnte. Die letzten Tage war ich sichtlich nervös und Christopher hat versucht, mich zu beruhigen, aber so richtig wollte mir das nicht gelingen.
„Mach Dir keine Sorgen, Schatz! Sie wird Dich mögen, da bin ich mir sicher! Meine Mum hat immer gesagt, dass sie jede Frau lieben wird, die mich glücklich macht.“
Es war zwar schön, dies von ihm zu hören, aber trotzdem – eine Mutter zu überzeugen, ihren Sohn herzugeben, ist immer so eine Sache. Jetzt, wo ich mich seit einigen Stunden mit Valerie unterhalten habe, weiß ich, dass meine Aufregung unbegründet war und Christopher mehr als recht hatte.

Wir bringen am Abend unsere Eltern in das Hotel in der Nähe des Casa Loma Castle und fahren dann alle nach Hause. Als wir Jayden und Sarah ins Bett gebracht haben und uns selbst ziemlich erschöpft ins Bett fallen lassen, dreht sich Christopher auf die Seite und schaut mich mit großen Augen ernst an.
„Was ist los, Chris?“ frage ich ihn, denn ich kann seinen Blick beim besten Willen nicht deuten.
„Hallo, Mrs. Lawson!“ erwidert er. „Jetzt gehörst Du ganz offiziell zu mir und Sarah gehört ganz offiziell zu Dir und wir sind eine Familie. Ich liebe Dich, Nicky Fisch… Sorry… Nicky Lawson!“
Ich kann nichts weiter sagen, denn ich bekomme einen Kloß im Hals und so küsse ich ihn leidenschaftlich. Ich spüre sein Verlangen nach mir und lasse ihn gewähren.

Mein Pyjama bedeckt nicht lange meinen Körper. In Windeseile befreit mich Christopher von dem Zweiteiler und auch mir kann es nicht schnell genug gehen. Seine Zunge ist wild und spielt mit meiner, während ich ihm das Shirt über den Kopf ziehe. Er kniet vor mir und zieht mich auf seinen Schoß.
„Ich liebe Dich, Nicky! Ich liebe Dich so sehr!“
Ich küsse ihn, zuerst auf den Mund, dann arbeite ich mich an seinem Hals entlang. Ich spüre seine Hände auf meinem Rücken, erst sanft, als er sie von oben nach unten an der Wirbelsäule entlang gleiten lässt, dann im Nacken, bis hinauf in die Haare, wo er meinen Kopf mit einem plötzlichen Ruck nach hinten zieht. Er beginnt, mit seinen Lippen meinen Oberkörper, meine Brüste, mein Dekolté zu liebkosen und ich schließe meine Augen. Innerlich schreie ich vor Entzückung. Doch mir geht es zu langsam – aus irgendeinem Grund will ich heute kein langes Vorspiel, sondern will ihn jetzt, gleich, sofort. Ich rutsche von seinem Schoß und bedeute ihm, seine Shorts auszuziehen. Er scheint augenblicklich zu begreifen und als wir beide uns gegenübersitzen, wie Gott uns schuf, kann ich sehen, dass auch Christopher nicht wirklich ein langes Vorspiel braucht. Er will mich mit einem Kuss nach hinten in die Kissen drücken, doch ich halte dagegen – er soll vor mir liegen. Christopher scheint dieses Spiel zu lieben und lässt sich von mir führen. Er dreht sich, so dass er bequem auf dem Bett seinen ganzen Körper ausstrecken kann und ich setze mich auf ihn. Ich lasse ihn langsam in mich gleiten und für ein paar Sekunden verharren wir so. Ich stütze meine Hände auf seiner festen Brust ab, während wir uns tief in die Augen schauen. Dann, mit einem Mal, richtet sich Christopher auf und ich spüre, wie er dadurch noch ein paar Zentimeter tiefer in mich dringt. Er beginnt, einen Rhythmus vorzugeben, dem ich mich nur mit Vergnügen anpasse. Seitdem wir in der Endphase der Hochzeitsplanung waren, haben wir nicht mehr miteinander geschlafen und ihn jetzt endlich wieder zu spüren, macht mich nochmal so wild.

Immer stärker stößt Christopher zu und ich lasse mich nach hinten fallen. Er hält mich mit seinen starken Händen fest, vergräbt seinen Kopf zwischen meinen Brüsten und ich spüre seinen heißen Atem auf meiner Haut. Dann lässt er mich langsam komplett nach hinten auf die Kissen gleiten, während er sich dreht und nun auf mir liegt. Als er erneut in mich eindringt, kann ich mein Stöhnen nicht mehr zurückhalten – Christopher bringt mich einfach zur Ekstase. Er zieht mein Becken an seines und massiert parallel mit seinem Finger meinen empfindlichsten Punkt. Mein Puls ist nicht mehr zu messen, mein Atem rast, ich spüre mein Herz bis zum Anschlag beben. Fast zeitgleich kommen wir zum Höhepunkt und Schweißperlen rinnen uns über die Stirn am Hals hinab bis auf unsere Oberkörper. Einige Sekunden bleiben wir miteinander verbunden, während wir uns innig küssen.
„Also vor Gott sind wir ja immer noch so richtige Sünder!“ sagt Christopher plötzlich völlig trocken.
Ich schaue ihn mit großen Augen an. „Was?“
„Naja, wir haben vor der kirchlichen Hochzeit nicht nur einmal Sex gehabt, haben ein Kind gezeugt – also dafür haben wir mit Sicherheit keine Pluspunkte gesammelt!“
Ich muss herzhaft lachen. „Hast Du im Moment keine anderen Sorgen?“
Er kommt ganz nah an mein Gesicht, so dass sich fast schon unsere Lippen berühren und antwortet: „Doch! Ich frage mich nämlich, ob Du nochmal sündigen willst.“
Als Antwort bekommt er einen Kuss.

Zwei Tage später bin ich das totale Nervenbündel. Gegen halb eins kommt Charmaine mit dem Kleid. Jacob hat Christopher aus dem Haus geholt, während wir Mädels unter uns sind: Nina, Claudia, meine Mutter und Christopher’s Mutter wuseln um mich herum, als Charmaine den Karton öffnet.
„Das Umnähen war relativ einfach, da nur ein paar Kleinigkeiten im Endeffekt gemacht werden mussten. Ich habe es vorhin frisch aus der Reinigung geholt. Wo soll ich es denn hinhängen?“
Ich gehe mit ihr ins Schlafzimmer und sie hängt es an die Schrankwand.
„Ihr Mann wird bis morgen hier nicht mehr auftauchen?“
Ich schüttele den Kopf. „Nein, der übernachtet bei seinem kleinen Bruder, der ihn auch morgen hoffentlich pünktlich zum Casa Loma Castle bringen wird.“
Charmaine legt ihre Hand auf meine Schulter. „Das wird schon alles – machen Sie sich mal keine Sorgen. Sie sagten, dass es für Sie beide nicht die erste Ehe ist, richtig? Dann wissen Sie ja zumindest ungefähr, wie es abläuft.“
Während ich sie zur Tür begleite, bedanke ich mich noch einmal bei ihr für ihre Mühe und verspreche ihr, in den nächsten Wochen einmal vorbeizukommen.
„Alles Gute für Sie beide!“

Am Nachmittag fahre ich mit Nina in den Friseursalon „Haines Makeup and Hair Artistry“, den ich mir ausgesucht habe und mit denen ich schon wegen der Frisur und dem Make-Up gesprochen habe. Heute wird nur der Schnitt an sich gemacht und etwas mit dem Schleier gespielt, aber im Großen und Ganzen wissen wir, wie es aussehen soll. Als wir wieder zu Hause sind, warten Sarah, Jayden, Emily, Claudia, meine sowie Christopher’s Mum auf uns und wir machen uns noch einen schönen Mädelsabend. Doch allzu lang machen wir nicht – schließlich wird es morgen sehr stressig. Emily und Nina bleiben über Nacht, wofür ich besonders Emily sehr dankbar bin. Sie hat mir in den letzten Wochen durch ihre Extraschichten als Babysitter sehr oft geholfen und sich immer wieder auf’s Neue angeboten.
„Emily, ich weiß echt nicht, wie ich das jemals wieder gut machen kann, dass ich Dich in letzter Zeit so sehr in Anspruch genommen habe!“ sage ich, als wir beide im Pyjama vor dem Badezimmer aufeinander treffen.
„Ach, ist schon gut, Nicky! Ich bin total vernarrt in Sarah und Jayden. Und außerdem kann ich mir dank Euch ja auch endlich die Profikamera leisten, die ich mir schon die ganze Zeit im Schaufenster angeschaut habe. Weißt Du, ich will später mal Kunst studieren mit Hauptaugenmerk auf Fotografie. Da ist so ne Kamera der perfekte Anfang.“

Am nächsten Morgen klingelt der Wecker bereits um 6 Uhr früh. Eigentlich ist das für mich absolut nichts, aber heute bin ich sogar schon vor dem schrillen Ton wach. Nach dem gemeinsamen Frühstück kümmert sich Emily um die beiden Kinder, während Nina mir mit den Haaren hilft. Ich hatte gestern von der Stylistin Nerissa Anweisungen bekommen, damit sie heute schneller mit dem Stylen vorankommt. Sie kommt pünktlich um 8 Uhr ins Haus und während Nina ihr einen Kaffee macht, kümmert sie sich erst einmal um die grobe Arbeit, bevor ich dann ins Kleid hüpfe und danach die Feinarbeit losgeht. Ich mache den Reißverschluss des Kleiderumhangs auf – und bekomme fast einen Herzinfarkt. Im nächsten Moment schreie ich laut los und Nina und Nerissa kommen herbeigeeilt.
„Was ist passiert, Nicky?“
„Ich… das Kleid… die… die Schleife!“ stammele ich.
Nerissa, die das Kleid auch bereits von Fotos kennt, entfernt die Schutzhülle komplett und sieht sofort, was los ist.
„Scheiße, die Schleife!“
Nina blickt über meine Schulter, da ich bereits in Tränen aufgelöst bin und in ihren Armen schluchze.
„Das darf doch nicht wahr sein! Das muss wohl beim Reinigen passiert sein!“
„Was…was… soll ich denn… jetzt… machen…? Das Kleid… es ist ruiniert!“
Es wäre auch zu schön, um wahr zu sein, wenn alles perfekt verlaufen wäre, geht es mir durch den Kopf.
„Keine Panik!“ erwidert plötzlich Nerissa. „Ich hab schon mit ganz anderen Dingen bei Hochzeiten zu tun gehabt. Mal schauen, was ich machen kann! Nicky, Du gehst jetzt erstmal ins Bad und legst Dir einen kalten Waschlappen auf die Augen, damit Du wieder frisch aussiehst und in der Zwischenzeit werd ich mal versuchen etwas zu zaubern.“
Ich tue, wie mir aufgetragen und bete innerlich!

Nachdem ich mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt habe, gehe ich mit leicht zittrigen Knien wieder ins Schlafzimmer und kann es kaum glauben. Nerissa hat die Schleife komplett abgetrennt, aber das Satinband, welches um die Hüfte gebunden wird, retten können.
„Wir binden Dir einfach eine Schleife mit der Hand – hausgemacht ist doch eh immer besser.“
Leicht nervös ziehe ich den Rock an, während Nina mir bei der Korsage hilft, die doch sehr straff sitzt.
„Naja“, witzelt sie. „Es soll ja auch nichts rausfallen, also muss auch alles sehr straff sitzen.“
Claudia bringt mir gerade den Schmuck, als ich vorsichtig vor den großen Spiegel trete. Ich spüre sofort, wie sich meine Anspannung legt. Nerissa hatte recht behalten: die selbst-gemachte Schleife sieht genauso toll aus wie die, die vorher fest angenäht war.
„Danke, Nerissa!“ Ich falle ihr um den Hals. „Du hast mich echt gerettet!“ „Na, na“, winkt sie ab. „Ist ja meine Aufgabe, die Braut bei Laune zu halten. So und nun setzt Dich hin, damit ich Dir die Haare und das Make-Up machen kann.“

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