Kapitel 20

Auf dem Weg ins Krankenhaus frage ich mich immer wieder, was er geplant hat. Das geht doch nicht, rede ich mir immer wieder ein. Das ist doch… das ist verrückt. Aber irgendwie spüre ich, wie mich der Gedanken daran auch auf eine gewisse Art… anmacht. Der Parkplatz ist fast komplett leer und auch in den Gängen zu Christopher’s Zimmer läuft mir nur eine Schwester über den Weg, die mich aber nicht wirklich wahrnimmt. Als ich die Tür öffne, hebt Christopher erwartungsvoll den Kopf. Er richtet sich im Bett auf und ich bemerke, dass er heute noch besser in Verfassung ist als gestern.
„Da bist Du ja endlich!“
Ich gehe zu ihm ans Bett und will mich gerade auf die Bettkante setzen, als er mich am Arm packt und zu sich zieht. Ich habe keine Gelegenheit, mich überhaupt zu orientieren, denn schon presst er seine vollen Lippen auf meine und seine Zunge bahnt sich den Weg in meinen Mund. Ich kann spüren, wie wild er ist und auch mir geht es nicht anders. Sein Kuss wird immer leidenschaftlicher, er verlangt mehr und mehr und ich gebe ihm, was ich kann. Ich lasse meine Tasche fallen, so dass sie mit einem dumpfen Knall auf den Boden fällt und steige auf sein Bett. Christopher hält kurz inne und ich schaue ihm in die Augen.
„Ich will Dir nicht weh tun, Schatz!“ flüstere ich ihm entgegen. „Also musst Du mir sagen, was ich darf und was nicht.“
Er lächelt mich verschmitzt an. „Mit dem größten Vergnügen!“
Christopher schiebt mit seinen Beinen und seinem rechten Arm die Decke zur Seite, legt sanft seine Hand auf meinen Oberschenkel und gibt mir zu verstehen, dass ich mich auf ihn setzen soll. Mit seinen Fingern fährt er langsam unter mein Shirt und seine Berührungen lassen mich tief ein- und ausatmen. Immer höher schiebt er das Stück Stoff und ich helfe ihm dabei, indem ich es mir über den Kopf ziehe und auf den Stuhl neben dem Bett fallen lasse. Ich beuge mich zu ihm nach unten, stütze mich mit den Händen links und rechts von seinem Kopf ab, um mein Gewicht nicht auf seinem Oberkörper zu verlagern. Unsere Lippen verschmelzen und Christopher’s Hand gleitet an meinem nackten Rücken auf und ab. Plötzlich meldet sich mein Kopf.
„Christopher, wenn jemand rein…“
„Mach Dir keine Sorgen!“ flüstert er in mein Ohr. „Ich habe die Schwester etwas ausgequetscht. Wenn niemand nach ihr klingelt, macht sie nur einmal pro Stunde einen Rundgang und dann auch nur bei den Risikopatienten.“

Meine Anspannung legt sich wieder ein bisschen. Dafür spüre ich Christopher’s Erregung zwischen meinen Beinen umso mehr. Ich richte mich auf und beginne, auf ihm zu reiten. Parallel lässt er seine Hand über meine Brüste gleiten und zieht mir einen Träger nach unten. Wieder helfe ich ihm dabei und öffne meinen BH. Christopher will sie liebkosen, aber bei dem Versuch, sich in eine sitzende Position zu bringen, verzieht er schmerzhaft sein Gesicht. Ich drücke ihn sanft zurück in das Kopfkissen und folge ihm mit meinem Oberkörper. Nun hat er die Gelegenheit, seine Lippen über meinen Hals und mein Dekolté gleiten zu lassen. Ich rutsche vorsichtig ein wenig höher, bedacht darauf, nicht seine Rippen zu berühren, so dass er meine Brustwarzen verwöhnen kann. Seine Küsse, sein Saugen und Knabbern lassen mich erzittern und nur schwer kann ich mich darauf konzentrieren, meine Hände vor Entzückung nicht in seine Brust zu krallen. Ich weiß, dass wir beide mehr wollen, als nur ein paar Küsse und Berührungen, also lasse ich von ihm ab, steige vom Bett und entledige erst mich von meiner Hose und meinem Slip und kümmere mich dann um Christopher’s restliche Bekleidung.

Er kann es gar nicht erwarten, bis ich wieder auf ihm sitze, doch ich lasse uns beiden noch etwas Zeit, wieder komplett in Stimmung zu kommen. Christopher lässt seine Hand zwischen unsere Becken gleiten und massiert mich, dass mir ganz schwindelig wird. Kurz, bevor ich das Gefühl habe zu explodieren, hebe ich kurz meinen Oberkörper und lasse ihn behutsam in mich gleiten. Wir stöhnen fast gleichzeitig auf – nie hätte ich gedacht, dass ich mich so nach einem Mann verzehren könnte. Seine Fingernägel krallen sich in meinen Oberschenkel und ich lehne mich nach hinten, um mich an seinen Beinen abzustützen. Christopher beginnt, sein Becken auf und ab zu bewegen, was mich ihn tief in mir spüren lässt. Ich passe mich seinem gefühlvollen Rhythmus an… und genieße! Meine Atmung wird schneller, mein Puls macht sich am Halsansatz bemerkbar und ich öffne leicht die Lippen.
„Christopher… ich… liebe… Dich…“ hauche ich zwischen meinen schnellen Atemzügen heraus.
Ich frage mich selbst, ob ich es laut gesagt oder nur gedacht habe, aber es ist mir egal, denn es stimmt.
„Ich… ich… ich Dich auch!“ höre ich ihn sagen und damit beantwortet er meine Frage.

Ich beuge meinen Oberkörper wieder nach vorne, lehne mich zu Christopher und küsse ihn. Jetzt kann ich das Tempo vorgeben und das Zepter in die Hand nehmen. Ich hebe mein Becken – immer wieder kann ich ihn so in mich stoßen lassen und mein Herz rast. Ich habe mein Gesicht ganz nah an seinem Hals und sauge seinen Geruch ein. Aufgrund seines Stöhnens kann ich erkennen, dass es bei ihm nicht mehr lange dauert und auch ich kann mich kaum noch zurückhalten. Wir halten uns gegenseitig den Mund zu, als wir fast zeitgleich zum Höhepunkt kommen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen und müssen leise lachen.

Ich steige von ihm ab, doch Christopher lässt mich nicht los.
„Warte, Christopher, wenigstens die Unterwäsche!“ flehe ich ihn halb an und er nickt.
„Aber dann ich bitte auch.“
Ich ziehe mir meinen Slip und meinen BH an und helfe dann ihm wieder in seine Boxershorts. Dann lege ich mich wieder zu ihm in seinen Arm, ziehe die Decke über uns und für einen Moment genießen wir diesen schönen Augenblick.
„Bekomme ich so eine Heilmethode auch, wenn ich zu Hause bin?“ fragt Christopher und kneift mich in die Seite.
„Ich weiß nicht“, antworte ich. „Wenn Du mir versprichst, dadurch ganz schnell wieder gesund zu werden – vielleicht!“
„Also wenn ich schon was versprechen soll, dann reicht mir ein ‚vielleicht’ nicht. Wie wär’s mit einem ‚auf jeden Fall’?“
Ich schüttele lachend den Kopf. „Ich denke, darüber lässt sich reden.“
Christopher küsst mich auf die Stirn. „Danke, dass Du so schnell da warst!“
„Gern geschehen. Mir ging’s doch genauso wie Dir. Aber jetzt muss ich gehen. Jacob und Sarah warten auf mich. Wir wollen für heute Abend etwas besonderes kochen.“
Seine Augen werden ganz groß. „Ihr bringt was zu essen mit? Was gibt’s denn?“
Während ich mich anziehe, antworte ich ihm. „Das ist eine Überraschung!“
„Ach komm schon, Nicky! Quäl mich nicht so!“
„Ich sage kein Wort – warte es einfach ab.“
Und mit einem Kuss verabschiede ich mich von ihm und verlasse das Krankenhaus.

Mit einem dicken Grinsen fahre ich vom Krankenhaus zurück zu Jacob und Sarah! Wenn Christopher dadurch gesund wird – von mir aus gerne, geht es mir durch den Kopf. Als ich in der Auffahrt parke und die Tüten aus dem Kofferraume hole, kommt mir die Kleine bereits entgegen. Ich gebe ihr eine kleine Packung, die sie stolz ins Haus trägt, während Jacob an ihr vorbei zu mir kommt und mir die restlichen Einkäufe abnimmt. Dabei entgeht ihm mein grinsendes Gesicht nicht.
„Alles okay? Du strahlst ja wie ein Honigkuchenpferd.“
Ich nicke. „Ja, alles prima! Ich bin einfach nur… naja… glücklich halt.“
„Aha“, ist die einzige Antwort, die ich von ihm bekomme und innerlich muss ich schmunzeln: wenn Du wüsstest!

Zu dritt kümmern wir uns um das Abendessen. Ich hatte mich etwas schlau gemacht und wollte etwas typisch Kanadisches kochen: gegrillter Wildlachs mit frischem Gemüse und so genannten Hash Browns. Obwohl Jacob noch nie wirklich richtig gekocht hat, hilft er mir, wo er nur kann. Vor allem bei diesen Hash Browns bin ich froh darüber. Anscheinend kennt er die Zubereitung, denn es geht ihm sehr gut von der Hand. Ich schaue ihm aus dem Augenwinkel dabei zu, wie er die Kartoffeln zuerst reibt und dann zu einer Art Kartoffelpuffer formt, was ihm nicht entgeht.
„Die Hash Browns hat meine Mutter sehr oft gemacht – es geht schnell und ist trotzdem sehr nahrhaft. Das einzige, was etwas tricky ist, ist das Rösten, aber das hab ich nach einigen Versuchen auch endlich hinbekommen. Allerdings ist das alles, was ich an typisch Kanadischem kochen kann.“
Sarah rührt hinter uns am Tisch die Zutaten für den Nachtisch, Chocolate Chip Cream Cheese-Muffins, wie sie offiziell heißen, zusammen. Hoffentlich reicht das auch noch für das angegebene Rezept, denke ich mir, als ich sie dabei beobachte, wie sie ab und an wie eine professionelle Köchin mit dem Löffel probiert. Der Lachs ist soweit vorbereitet und ich schiebe ihn zum Ziehen in den Kühlschrank. Jacob’s Hash Browns lassen wir in einer Pfanne neben dem Ofen stehen, bis wir später alles parallel fertig machen.
„Das hast Du richtig toll gemacht“, lobt er Sarah, als er sich zu ihr an den Tisch setzt.
Ich nehme ihr die Schüssel aus der Hand und kümmere mich um den Rest. Für 30 Minuten ist der Teig jetzt mit sich selbst beschäftigt.
„Du darfst die Schüssel noch auslecken, wenn Du magst“, biete ich der Kleinen an, was sie sich nicht zweimal sagen lässt. Kurze Zeit später verschwindet sie ins Wohnzimmer.

„Nicky“, schaut mich Jacob an. „Ich habe mit den Maklern gesprochen. Ich werde in zwei Tagen fliegen.“
Ich bin überrascht. „So schnell schon? Ich dachte, dass Du erst viel später fliegst.“
„Naja“, druckst er herum. „Eigentlich hatte ich das schon vor, aber mit Dir so nah bei mir… das… ich hab mir alle Mühe gegeben, aber das bringt mich um. Ich muss raus hier, sonst dreh ich noch durch. Und das will ich weder Dir, noch mir oder Christopher antun. Ich muss den Kopf freikriegen, was anderes sehen, auf andere Gedanken kommen. Und je schneller ich das mache, desto besser.“
Ich nehme seine Hand, die mit Kartoffelresten übersät auf dem Tisch liegt.
„Jacob, es tut mir so leid, dass ich Dich zwinge, aus Deinem Zuhause zu fliehen. Wenn ich könnte…“
Er unterbricht mich. „Nicky, es ist nicht Deine Schuld. Naja, irgendwie schon…“ Er lächelt. „Nein, jetzt mal im Ernst. Du liebst Christopher, er liebt Dich und daran kann ich nichts ändern. Aber ich kann die Tatsache ändern, dass ich Dich liebe – oder es zumindest versuchen. Sarah, Christopher und ich sind eine Familie – und ich denke, wenn es nach Christopher geht, dann wirst Du lieber früher als später auch dazu gehören. Und deshalb muss ich gleich am Anfang etwas ändern, damit das ganze funktioniert. Also muss ich so schnell wie möglich weg von Dir – so lange es eben möglich ist, ohne, dass Christopher wirklich den Grund dafür erfährt.“
Völlig perplex schaue ich ihn an. „Du willst ihm also nichts davon sagen?“
Jacob schüttelt den Kopf. „Ich habe darüber lange nachgedacht und ich denke, es ist besser so. Ich will keine Pferde scheu machen. Er soll nicht ständig Angst haben, ich würde Dich ihm wegnehmen oder dass er jede Geste gleich zweideutig sieht. Du wirst früher oder später bei uns einziehen, Nicky, dass hat Christopher… Ähm… Wie auch immer, es ist für uns alle das beste, wenn wir es ihm nicht sagen.“
Tief in mir weiß ich, dass Jacob recht hat. Ich denke über seine Worte nach, als mir eine Sache bewusst wird.
„Jacob, was war das eben mit dem ‚einziehen’?“
Er winkt ab. „Ach, nichts. Wir sollten uns jetzt so langsam um den Fisch kümmern, damit wir pünktlich mit dem Essen aufbrechen können.“
Und damit ist für ihn die Unterhaltung beendet und er lässt mich unwissend zurück. Kopfschüttelnd beschließe ich, nicht weiter nachzufragen, obwohl es mir in den Fingern juckt.

Gegen 18 Uhr haben wir soweit das Essen fertig und packen alles in einen Picknickkorb. Ich gehe nach oben und wecke Sarah, die wir für zwei Stunden ins Bett geschickt haben, damit sie bis um Mitternacht aufbleiben kann – oder besser gesagt, bis um Mitternacht nicht einschläft, wobei ich das ja bezweifle. Jacob hat bereits den Korb ins Auto gepackt, als ich mit Sarah nach unten komme und sie anziehe.
„Dann wollen wir mal Silvester feiern. Da hast Du ja was zu erzählen im Kindergarten, Sarah!“ lacht Jacob, nachdem wir alle eingestiegen sind.
„Können wir im Krankenhaus eigentlich auch das Feuerwerk sehen, Onkel Jacob?“ fragt sie ihn vorsichtig.
Er sieht mich fragend an, aber ich habe erst recht keine Antwort darauf.
„Ich werd mal die Schwester fragen, wenn wir da sind, ob man es von irgendwo gut sehen kann, ok, Schatz?“ Sie begnügt sich damit.

Wir sind noch gar nicht richtig auf der Etage im Krankenhaus angekommen, als uns eine Schwester auf dem Gang entgegenkommt und Sarah aufgeregt an Jacob’s Jacke zupft.
„Kannst Du gleich fragen?“ flüstert sie.
Ich nehme Jacob den Korb aus der Hand und lächele ihm zu.
„Frag Du mal, ich geh inzwischen zu Christopher.“
Als ich die Tür öffne, schaue ich in strahlende braunen Augen.
„Hallo, Schatz!“ sagt er freudig. „Wo hast Du denn den Rest der Familie gelassen?“
Ich erkläre ihm, dass die beiden noch bei der Schwester sind und er muss lachen.
„Silvester ohne Aussicht auf Feuerwerk ist für Sarah einfach kein Silvester. Das hat sie von ihrer Mutter.“
Für einen Moment wird er ernst und sein Blick geht ins Leere, aber er hat sich schnell wieder gefangen.
„Weißt Du, dass das das schönste Silvester seit… seit langem ist? Und daran bist nur Du schuld!“
Ich stelle den Korb neben dem Tisch ab und setze mich zu ihm auf’s Bett.
„Ich nehme das jetzt mal als Kompliment, Christopher!“ schaue ich ihn schelmisch an und er zieht mich nach unten, um mich zu küssen.
„Darfst Du!“
In diesem Moment geht die Tür auf und Jacob und Sarah kommen herein.
„Ich darf in dem Zimmer der Krankenschwestern um Mitternacht das Feuerwerk anschauen!“ quiekt Sarah aufgeregt.
„Das ist ja toll, meine Prinzessin!“ erwidert Christopher und streckt seine Arme nach ihr aus. „Und was musste Dein Onkel dafür machen?“
Jacob zuckt mit den Achseln. „Eigentlich hab ich gar nichts gemacht. Einfach nur lieb gefragt.“
„Ha, wer’s glaubt!“ neckt ihn Christopher. „Wahrscheinlich hast Du Deinen berühmten Augenaufschlag angewandt, ein paar Komplimente gemacht und die Frau hatte keine Chance, oder? Du kriegst doch jede rum!“
In diesem Moment schaut mich Jacob eindringlich an und wendet sich dann an seinen Bruder. „Na, so ganz stimmt das nun auch wieder nicht!“ antwortet er darauf und nickt in meine Richtung.

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