Kapitel 29

Am darauf folgenden Montag geht die Schule in Kanada wieder los und die Kindergärten sind wieder geöffnet. Christopher hatte mir erzählt, dass sie in der Nachbarschaft ne Fahrgemeinschaft gebildet haben und die Kids abwechselnd morgens in die Kita bringen. Da er nicht fahren kann, allerdings diese Woche eingeteilt ist, kümmere ich mich darum. Er hatte bereits am Wochenende mit einigen Müttern telefoniert und diese hatten absolut keine Einwände. Ich packe also Sarah in ihre dicken Sachen, schnappe mir die Wagenschlüssel und dann fahre ich die Häuser ab, die mir Christopher aufgeschrieben hat. Nach und nach lerne ich die Familien in der Nachbarschaft kennen und alle nehmen mich herzlich auf. Nachdem ich das Auto mit sechs Kinder voll bepackt habe, fahren wir zum Kindergarten. Bevor ich etwas sagen kann, stellt mich Sarah ihrer Erzieherin vor.
„Das ist meine neue Mami.“
Sie lächelt mich stolz an, ich streichele ihr über die Haare und verabschiede mich dann mit einem Kuss von ihr. Der Erzieherin gebe ich noch meine Telefonnummer.
„War das jetzt ein Scherz von Sarah?“ fragt sie mich.
„Naja, wie soll ich sagen… Ich bin mit ihrem Vater zusammen. Also ihre Mutter im eigentlichen Sinne bin ich nicht.“
Sie lächelt mich liebevoll an. „Na, solange Sarah glücklich ist.“

Als ich zu Hause bin, helfe ich Christopher beim Anziehen, denn heute müssen wir zum Arzt – Fäden ziehen.
„Gott sei Dank werde ich dann auch endlich diesen Verband los. Wenn ich doch auch den Gips gleich mit loswerden könnte…“ schaut er mich leicht verzweifelt an.
„Naja, sei froh, dass es nur der linke Arm ist. So bist Du ja doch noch mehr oder weniger in der Lage, was zu machen.“ antworte ich.
„Stimmt schon“, erwidert er, „aber es juckt so verdammt.“
20 Minuten später sitzen wir im Auto und fahren ins Krankenhaus. Dr. Richardson lässt nicht lange auf sich warten. Er schaut sich die Wunde an und ist sehr zufrieden.
„Miss Fischer, Sie haben echt gute Arbeit geleistet. Er sollte zwar nicht gleich mit einem Hausbau anfangen, aber das normale Alltagsleben kann er wieder problemlos meistern.“
Christopher grinst mich frech an und ich weiß ganz genau, was er meint. Auch ich kann es mir nicht verkneifen, über’s ganze Gesicht zu strahlen.
„Wie läuft es mit dem Gips, Mr. Lawson?“
„An sich ganz gut, wenn nur dieser verdammt Juckreiz nicht wäre.“
Dr. Richardson lächelt ihn an. „Halten Sie bitte noch zwei bis drei Wochen durch, dann sehen wir weiter, aber ich bin guter Hoffnung. Bei dieser Krankenschwester!“
Nach einer halben Stunde machen wir uns wieder auf den Weg nach Hause, als bei mir das Handy klingelt. Da ich fahre, drücke ich es Christopher in die Hand.
„Hey, Bruderherz! Wie stehen die Aktien im Süden?“
Sie reden eine Weile miteinander und als er aufgelegt hat, erzählt er mir, dass Jacob am Freitag zurückkommt.
„Ich kann nicht fassen, dass bereits vier Wochen vergangen sind.“ sage ich kopfschüttelnd.
„Geht mir ähnlich!“ Christopher legt seine Hand auf meine. „Aber eigentlich habe ich eher das Gefühl, es ist schon viel mehr Zeit vergangen. Ich meine, wir zwei ergänzen uns so gut, wir sind ein eingespieltes Team und das nach gerade mal gut zwei Monaten. Wo warst Du nur all die Jahre?“
Mehr als ein Lächeln kann ich ihm als Antwort nicht bieten.

Kaum hat Christopher die Tür hinter mir geschlossen, falle ich auch schon über ihn her.
„Gott, wie ich Dich vermisst habe! Drei Wochen ohne Dich, obwohl Du doch so nah bist, hat mich rasend gemacht!“
Christopher schaut mich leicht irritiert an. „Also, das hast Du aber ganz gut versteckt.“
„Was hätte ich denn machen sollen, Chris? Hätte ich es Dir gezeigt, hättest Du Dich auch nicht zurückhalten können, oder?“
Ich strecke ihm die Zunge raus und will mich von ihm losreißen, als er mit seiner Hand durch meine Haare fährt, sie dann am Hinterkopf festhält und mich so leicht nach hinten zieht. Sein Gesicht kommt immer näher und für eine Sekunde bleibt er ganz nah an meinen Lippen. Ich spüre seinen Atem und will ihn küssen, doch er lässt mich nicht. Adrenalin schießt mir in den ganzen Körper. Er lässt seinen Kopf an meinen Nacken wandern und immer wieder kommt er gefährlich nah an meine Haut – ohne sie zu berühren, was mich wahnsinnig macht. Ich ergreife die Initiative, umfasse mit beiden Händen seinen Kopf und drücke ihn an meinen Hals. Nun beginnt er, mit seiner Zunge vom Ohrläppchen abwärts ganz vorsichtig entlang zu gleiten. Ich bekomme eine Gänsehaut.
Ganz leise flüstere ich in mein Ohr: „Nimm mich, Christopher! Ich kann nicht mehr! Ich will Dich spüren – jetzt sofort!“

Christopher schiebt mich Richtung Treppe, doch rückwärts bin ich nicht so gut im Laufen und so stolpere ich und finde mich auf einer Stufe wieder. Ich will gerade wieder aufstehen, als er mich daran hindert und zwei Stufen unter mir auf die Knie geht. Ich kann gar nicht so schnell schauen, wie er mir geschickt mit zwei Fingern den Knopf und den Reißverschluss der Jeans öffnet. Nur beim Ausziehen benötigt er – noch – meine Hilfe.
„Wenn ich diesen elenden Gips runter habe, dann kann ich Dich wieder ganz verwöhnen und Du kannst Dich zurücklehnen und genießen.“ sagt er leicht entschuldigend.
Ich ziehe sein Gesicht zu mir und fahre mit meinen Fingern über seine vollen Lippen.
„Bis dahin helfe ich Dir mit dem allergrößten Vergnügen!“
Während wir uns küssen, drückt er mich sanft wieder nach hinten, so dass ich mich mit den Ellenbogen auf den oberen Stufen abstützen kann. Kaum habe ich meine Position eingenommen, versinkt auch schon sein Kopf zwischen meinen Beinen. Erst jetzt wird mir so richtig bewusst, wie sehr ich ihn – was das anbelangt – vermisst habe, denn im Handumdrehen wird mir heiß und kalt. Ich brauche nicht lange, bis ich glühe und mein Atem rast. Christopher entgeht das natürlich nicht und hört zwischendrin immer mal wieder auf, um es etwas hinauszuzögern. Seine Zunge ist einfach phänomenal: immer wieder beginnt er an meinem Bauchnabel, streift an den Innenseiten meiner Oberschenkel entlang, hält sich dann an meinem empfindlichsten Punkt auf, saugt, leckt und knabbert, dass mir fast schwindelig wird, bevor er das Spiel von neuem beginnt. Im Bruchteil einer Sekunde explodiere ich fast, als er seinen Finger zu Hilfe nimmt und zusammen mit seiner Zunge über diesen einen winzigen Punkt streicht. Alles dreht sich, mein Stöhnen wird lauter.
„Bring… mich… zum…“ setze ich gerade an, als ich ihn auch schon in mir spüre.
Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er sich bereits auf das Entscheidende vorbereitet hat.

Immer wieder stößt er hart zu. Wir übertrumpfen uns gegenseitig beim Stöhnen. Ich richte mich auf, umarme ihn, küsse ihn immer wieder, kralle mich in seinen Rücken. Ich spüre, wie sich seine Schultern anspannen, wie auch er sich langsam zum Höhepunkt hangelt. Ich lasse mich wieder zurückfallen und Christopher zieht mein Becken noch weiter zu sich. Mittlerweile sitze ich nicht mehr, sondern werde von ihm gehalten und habe lediglich die Schultern auf den Stufen. Ich gleiche mich seinem Rhythmus an, der immer und immer schneller wird, strecke mich ihm entgegen, so dass ich ihn tief in mir spüren kann. Sobald ich die Augen öffne, sehe ich, dass er seinen Blick keinen Moment von mir abwendet. Er dringt tief in mich ein – nicht nur physisch, sondern auch seelisch – und ich liebe es. Allein diese Vorstellung macht mich nochmal so sehr an. Bis in die letzte Stelle meines Körpers ist das Adrenalin vorgedrungen. Plötzlich hält Christopher inne.
„Nicky, Du zitterst ja. Alles okay?“
Ich richte mich auf, schlinge meine Arme um seinen Hals und schaue ihm tief in die Augen.
„Mir ging es noch nie besser, Schatz! Hör nicht auf, mach weiter!“
Das lässt er sich natürlich nicht zweimal sagen und allmählich bringt er uns beide zur Extase, bis wir beide fast zeitgleich explodieren.

Es dauert eine halbe Ewigkeit, bis wir beide unseren Atem wieder einigermaßen unter Kontrolle haben.
„Ich bin eindeutig zu alt für Sex auf der Treppe!“ unterbricht Christopher die Ruhe.
„Frag mich mal“, grinse ich ihn an. „Mir tut jeder einzelne Knochen weh! Aber weißte was?“
Ich drehe meinen Kopf in seine Richtung und er sieht mich fragend an.
„Was, Nicky?“
„Mit Dir immer wieder!“
Wir müssen lachen, er küsst mich und dann beschließen wir, ins Schlafzimmer zu gehen.
„Ich spring erstmal unter die Dusche, Chris. Nicht weglaufen!“

Kaum habe ich das heiße Wasser aufgedreht, steht Christopher hinter mir, umfasst meine Taille mit seinem Arm und küsst mich auf den Nacken.
„Darf ich Dir Gesellschaft leisten?“
Da Christopher wegen dem Gips selbst nicht duschen darf, nimmt er den Duschkopf in die Hand und seift mich ein, so dass sein Arm trocken bleibt. Ich genieße seine Berührungen und als er zwischen meine Beine kommt und sich dieser Stelle besonders aufmerksam widmet, schreie ich erneut auf. Zum Schluss hilft er mit dem Wasserstrahl noch ein bisschen nach und vor seinen Augen komme ich erneut mit solcher Heftigkeit, dass ich mich kaum auf den Beinen halten kann. Wir schlüpfen in unsere Bademäntel und lassen uns erschöpft, aber mehr als glücklich auf’s Bett fallen.
„Weißt Du, so gern ich Sarah auch in meiner Nähe habe, ich bin froh, dass die Kindergärten wieder geöffnet haben.“
Christopher grinst mich an und ich lächele zurück.
„Tja, typisch Mann – Multitasking ist nicht Eure Stärke. Zwei Frauen sind Dir eindeutig zu viel.“
Er kneift mich in die Seite und beginnt dann, mich zu kitzeln, was mir vor Lachen Tränen in die Augen treibt.
„Aufhören… aufhören!“ schreie ich. „Ich ergebe mich!“
Er hört abrupt auf. „Genau das wollte ich hören!“
 

* * * * *

Freitag Morgen, nachdem Sarah abgeholt wurde, machen Christopher und ich uns fertig, um zum Flughafen zu fahren.
„Wir sind zwar beide erwachsen, aber wenn Jay nicht da ist, mache ich mir doch irgendwie immer noch Sorgen!“ sagt Christopher, als wir im Auto sitzen. „Wird sich wohl nie ändern. Tja, der große Bruder muss halt immer auf den Kleinen aufpassen.“
Ich lächele ihn an. „Er hat verdammtes Glück, so einen Bruder zu haben.“

Am Flughafen ist die Hölle los und wir brauchen ewig, um zum richtigen Ausgang zu kommen. Christopher schickt Jacob eine SMS, so dass er weiß, wo er uns suchen muss und es dauert auch nicht lange, bis er kommt.
„Hey, Bro, schön Dich zu sehen!“ ruft er Christopher von weitem entgegen.
Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich reagieren soll, aber Jacob nimmt mir das ungute Gefühl ab, indem er mich einfach in den Arm nimmt.
„Hey, Nicky! Wie stehen die Aktien?“
„Alles bestens!“ strahle ich ihn an. „Und Christopher geht’s auch viel besser. Außer dem Gips ist alles schon wieder so, als wäre nichts gewesen.“
„Yo, jetzt hört schon auf, über mich zu reden. Ich will wissen, wie’s in Florida lief, Jay. Was ist raus gekommen.“
Auf dem Weg zum Auto und auf der Heimfahrt erzählt und Jacob, dass es mehr als gut lief.
„Der Makler aus Kalifornien war auch da und er hat mir ne Menge Broschüren mitgebracht. Die Häuser in Florida habe ich mir natürlich persönlich angeschaut und ich kann nur sagen: das wird mit Sicherheit was. Die beiden Herren waren total angetan von unserer Idee und dass wir uns… naja… sagen wir… um ihr Vermächtnis kümmern wollen. Wenn Du auch überzeugt davon bist, dann sollen wir beide nochmal hinkommen und alles unter Dach und Fach bringen.“
„Wow, das sind super Neuigkeiten. Hast Du auch schön viele Fotos gemacht?“ fragt Christopher nach.
„Hey, Chris, Du solltest mich kennen! Wenn ich was gutes vor die Linse bekomme, dann knipse ich, was das Zeug hält. Keine Ahnung, wieviel Fotos ich von den Häusern gemacht habe, aber wenn Du Dir jedes einzelne anschauen willst, biste sicher nicht nur für einen Abend beschäftigt.“
Wir müssen herzhaft lachen.

„Nicky, können wir einen Abstecher ins Büro machen?“ fragt mich Jacob. „Ich wollte ein paar Unterlagen von unserer Firma gleich wieder dahin zurückbringen, sonst liegen die ewig in der Wohnung rum, weil ich so was gerne vergesse.“
Bevor ich etwas antworten kann, schaltet sich Christopher ein.
„Gute Idee, dann lernst Du Josie kennen. Ich wollte sowieso vorschlagen, dass Du ab nächster Woche mal mit Jacob ab und an ins Büro gehst, damit sie Dir ein bissel was erklären kann. Aber nur, wenn’s Dir recht ist und Du es immer noch willst.“
Für einen kurzen Moment habe ich ein ungutes Gefühl: wie wird sich Jacob fühlen, wenn ich mit ihm allein im Büro bin? Aber dann lasse ich diese Gedanken wieder verfliegen. Josie ist mit dabei und vielleicht konnte er ja in den vergangenen vier Wochen seinen Kopf diesbezüglich frei bekommen.
„Klar, sehr gerne. Und natürlich will ich das auch. Wenn Du keine Krankenschwester mehr brauchst, bin ich ja arbeitslos.“

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